61. Schülerwettbewerb des Landtags von Baden-Württemberg

15.07.2019

Preisträgerin Sally Liu zwischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras und dem Beiratsvorsitzenden Norbert Beck bei der Preisverleihung im Landtag in Stuttgart
Preisträgerin Sally Liu zwischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras und dem Beiratsvorsitzenden Norbert Beck bei der Preisverleihung im Landtag in Stuttgart

Preisträgerin Sally Liu zwischen Landtagspräsidentin Muhterem Aras und dem Beiratsvorsitzenden Norbert Beck bei der Preisverleihung im Landtag in Stuttgart

Mein Haus ist Weiß
Mein Gesicht ist Weiß
Meine Kleidung ist Weiß
Meine Welt ist Weiß
Weil Weiß das tut
Wozu euch fehlt der Mut
- Reflektieren

„Fünfunddreißig Prozent ist für Deutschland zu viel!“
„Fünfunddreißig Prozent ruiniert das Automobil!“
„Fünfunddreißig Prozent verschlingt Arbeitsplätze!“
„Fünfunddreißig Prozent raubt uns Wirtschaftsschätze!“
„Fünfunddreißig Prozent wollen wir nicht riskieren!“
– Niemals versuchen, niemals probieren –
„Wir bleiben bei Dreißig!“
und
- Resignieren

Meine Welt erstickt durch Dreißig Prozent
Smog- und plastikbestickt mit Dreißig Prozent
Von der Erde Lungen mehr als Dreißig Prozent
Staub- und methandurchdrungen von Dreißig Prozent
Chlorophyll-Injektion wegen Dreißig Prozent
„Fotosynthese macht’s schon“ – nicht bei Dreißig Prozent!
Doch mein Schicksal lässt euch kalt, eure Herzen erfrieren
Weil ihr immer noch träumt statt zu
- Realisieren


Fünfunddreißig Prozent ist für Neuschnee im Winter
Fünfunddreißig Prozent ist für unsere Kinder
Fünfunddreißig Prozent ist der niedrigste Preis
Fünfunddreißig Prozent ist für Farben statt Weiß
Fünfunddreißig Prozent für die Welt, die man liebt
Fünfunddreißig Prozent erhält, was es jetzt gibt
Fünfunddreißig Prozent, so viel wollt ihr nicht geben?
Denn für uns sind das Hundert Prozent,
Zukunft,
Leben.

Seid ihr nicht bereit, für manchen Sieg zu verlieren?
Noch ist Zeit, eure Politik zu
- Revidieren

Ihr Appell an Politik und Gesellschaft ist eindeutig: Reflektieren, nicht resignieren, Verhalten und Politik revidieren und endlich Veränderungen realisieren; für uns, für unsere Zukunft!

 „Wie kann ich möglichst viele Menschen mit meinen Werken erreichen?“, fragte sich Sally Liu, Schülerin des Albert-Einstein-Gymnasiums Wiblingen, immer wieder. Ihre Lösung: Die Teilnahme an Schülerwettbewerben! „Bei dem Wettbewerb des Landtages konnte man die Form und den Inhalt frei wählen, das hat mich sehr angesprochen“. Eingereicht hat Sally, die gerade in diesen Tagen ihr Abitur abgelegt hat, ein Gedicht zum Thema Die Auswirkungen der CO2 -Standards von Fahrzeugen auf die Zukunft. Sowohl die gewählte Form als auch der Inhalt machen diesen Beitrag zu etwas Besonderem mit aktueller Bedeutung. Sie greift das Anliegen vieler Jugendlicher in dieser Zeit auf; die Fridays-for-future-Bewegung ist ein deutliches Statement der jungen Generation. Aber sie spricht auch aus, wovon ebenso viele Erwachsene überzeugt sind, wenn man sich die Europawahlergebnisse nochmals vor Augen führt. Die Jury des Landtages war definitiv beeindruckt und prämierte die Leistung der 18jährigen am 06.06.2019 in Stuttgart mit einem phänomenalen 1. Preis.
„Es ist fantastisch zu sehen, mit welchem Weitblick unsere Schülerinnen und Schüler sich den Themen der Zeit stellen und wie sie sich über den Unterricht hinaus engagieren. Im Falle von Sally Liu, die kürzlich erst einen 4. Bundespreis beim Wettbewerb Philosophischer Essay erzielte, handelt es sich um eine vielseitig talentierte junge Frau und wir sind sehr stolz, dass wir sie auf ihrem schulischen Weg zum Abitur unterstützend begleiten konnten.“, sagt Bernhard Meyer, Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums. 

Sally Liu hat während ihrer Schulzeit an diversen -auch mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten- Wettbewerben teilgenommen, oftmals mit großem Erfolg. Aber auch die Male, bei denen es zu keiner Platzierung reichte, empfand sie als bereichernde Erfahrung. „Wettbewerbe inspirieren dazu, sich mit verschiedenen, bedeutenden Themen auseinanderzusetzen. Man wird angetrieben über bisherige Grenzen hinauszudenken und entwickelt sich weiter. Die Anerkennung und Rückmeldung zur eigenen Leistung sind das, was ich an dieser Form so schätze.“, erklärt Sally Liu auf die Frage nach ihrer Motivation. „Für uns ist es eine Bestätigung auch für unsere Arbeit, wenn Schülerinnen und Schüler so selbstbewusst Meinungen formulieren und Standpunkte zu den wichtigen gesellschaftlichen Fragen entwickeln. Neben Sally Liu gibt es bei uns viele weitere kritisch denkende junge Menschen und das macht uns als Schule stolz und kann uns als Gesellschaft Hoffnung geben.“, sagt Bernhard Meyer.

Auch die Gewinne, die sie für ihre Leistungen erhalten hat, dürften motivieren: So besuchte sie als Belohnung für einen selbstgeschriebenen Song zum Thema Mein Wunschplanet, den sie bei einem Unicef-Wettbewerb einreichte, das europäische Astronauten-Zentrum in Köln und traf Alexander Gerst. Als Anerkennung für den Landtagspreis fährt die Preisträgerin im Juli für eine Woche nach Ljubljana, wo neben der Stadterkundung auch Workshops zu politischen Themen auf dem Programm stehen werden. Sally, die auch für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen ist, möchte nach dem Abitur Pharmazie an der ETH Zürich studieren. Dafür wünscht ihr die gesamte Schulgemeinschaft des Albert-Einstein-Gymnasiums alles Gute!
Und hier noch ihr Tipp für alle interessierten Schülerinnen und Schüler: “Probiert euch aus! Bei dem breiten Angebot an Schülerwettbewerben ist für alle etwas dabei. Man hat nichts zu verlieren, nur zu gewinnen. Es lohnt sich in jedem Fall!“

Anne Becker und Alexandra Göbel
(Koordination Wettbewerbe und Akademien am Albert-Einstein-Gymnasium)