Alle Jahre wieder… - Obdachlosigkeit

05.12.2021

"Alle Jahre wieder, kommt der Winter kalt."

Für Obdachlose ist der Winter die härteste Jahreszeit. Warum, kann sich wahrscheinlich jeder denken. In der Nacht gibt es nicht selten Minusgrade und auch tagsüber ist es sehr kalt. Nicht alle sind mit genügend warmen Sachen ausgestattet, oder haben einen halbwegs warmen Ort zum Übernachten. Oft wird dann zu Alkohol oder Drogen gegriffen. Außerdem sind im Winter bei großer Kälte weniger Leute auf den Straßen unterwegs und man trifft sich lieber drinnen im Warmen, Gemütlichen. Das bedeutet, dass Obdachlose, die vom Flaschensammeln leben, weniger Flaschen finden. Und es gibt natürlich Konkurrenten, die die sowieso schon seltenen Flaschen auch sammeln wollen. Dadurch sinkt der sowieso schon geringe Verdienst erheblich.

Doch man darf nicht vergessen, dass nicht nur der Winter hart für Obdachlose ist. Die Problematik geht viel weiter, auch, wenn sich vor allem Medien dem Thema vermehrt im Winter widmen.

"Alle Jahre wieder werden viele Menschen obdachlos."

Man muss zuerst den Begriff "Obdachlosigkeit" definieren, denn es gibt auch die "Wohnungslosigkeit". Dabei ist "Wohnungslosigkeit" der Überbegriff. In ihn sind nicht nur Menschen, die im öffentlichen Raum übernachten, was als obdachlos gilt, sondern auch Menschen, die über keinen eigenen oder gemieteten Wohnraum verfügen und deshalb bei Bekannten, etc., oder in kommunalen Einrichtungen leben, inbegriffen. Genaue Zahlen zur Obdachlosigkeit gibt es nicht, aber die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. schätzte für das Jahr 2018 circa 678 000 Menschen in Deutschland wohnungslos.

Kommen wir aber nun zu der Frage, weshalb Menschen überhaupt obdachlos werden. Das kann mehrere Gründe haben, aber der Kreislauf, in den man danach gerät, ist oftmals der Gleiche. Es fängt damit an, dass man, aus welchen Gründen auch immer, zu wenig Geld besitzt, wenige Menschen leben freiwillig auf der Straße. Häufige Gründe sind zum Beispiel Arbeitsverlust, Trennung des Partners oder der Partnerin, Migration oder Überschuldung. Das führt zum Entzug der Wohnung, da man keine Miete mehr bezahlen kann. Das, was man also als Erstes verliert, sind Job und Wohnung. Dann ist man obdachlos, oder zumindest wohnungslos. Danach wieder in ein geregeltes Leben zurückzukommen ist die größte Schwierigkeit. Denn ohne geregelten Verdienst eine Wohnung zu bekommen, ist schwer, ohne festen Wohnsitz eine Arbeit zu bekommen, genauso schwer. Dies ist also ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Hilfe durch den Besuch beim Amt ist für viele Menschen keine wirkliche Alternative, was verschiedene Gründe haben kann.

"Alle Jahre wieder wird geholfen."

Wie gerade schon erwähnt, gibt es Hilfsangebote durch das Amt. Darunter fallen kostenlose Hilfen, die im Sozialgesetzbuch XII (SGB XII) geregelt sind. Diese enthalten z.B. persönliche Betreuung, Beratung, Unterstützung, etc.. Wohnungslose Menschen haben die gleichen finanziellen Leistungsansprüche wie jeder andere Bürger und jede andere Bürgerin auch.

Außerdem gibt es Angebote der Diakonie Deutschland, bzw. setzt sich diese aktiv für Wohnungslose und Obdachlose ein. Dabei ist es ihr ein spezielles Anliegen, Wohnungsnot durch vorbeugende Ansätze zu vermeiden.

In vielen Städten gibt es auch sogenannte Kälte- oder Mitternachtsbusse. Diese werden von Organisationen wie zum Beispiel dem Deutschen Roten Kreuz oder den Johannitern organisiert und verteilen Decken, Tee oder transportieren Menschen in Notunterkünfte. Sie können sowohl von Obdachlosen als auch von Passanten gerufen werden.

"Alle Jahre wieder, wird Obdachlosen mit Vorurteilen begegnet."

Leider wird Obdachlosen heutzutage immer noch mit Vorurteilen begegnet. Sie erleben oft soziale Kälte und Abneigung. Dass sie oft Ziel gewalttätiger Übergriffe und Diebstahl werden, sowie ihnen zentrale menschliche Bedürfnisse fehlen, hilft ihnen in ihrer Lage überhaupt nicht. Sie schlafen nicht nur draußen in der Kälte, sondern wachen jeden Morgen auf, mit dem Wissen, dass noch weitere Nächte draußen folgen werden. Das raubt ihnen die Hoffnung. Die einzelnen Schicksale sind zum Teil sehr schrecklich, zum Teil sehr außergewöhnlich, was aber kein Grund ist sie anders als andere Menschen zu behandeln.

Lola Gahm


Quellen (Stand: 13.11.2021):

- https://www.diakonie.de/wissen-kompakt/obdachlosigkeit/

- https://www.youtube.com/watch?v=dRUK8UVsjFA

- https://www.theintelligence.de/index.php/gesellschaft/18454-warum-gibt-es-obdachlose-in-deutschland.html

- https://www.bagw.de/de/