Die wichtigsten Staaten der Welt (Teil 2)

14.02.2022

Republik Indien

Indien ist seit dem Ende des britischen Rajs 1947 unabhängig und seit dem Inkrafttreten der Verfassung 1950 eine moderne und demokratische Bundesrepublik mit 28 Bundesstaaten, die der deutschen Bundesrepublik ähnelt.

Indien liegt auf dem subasiatischen Kontinent und grenzt an die Länder Pakistan, China, Afghanistan, Myanmar, Sri Lanka, Bhutan und Nepal. Der indische Nationalstaat umfasst eine mehr als 9-Mal so große Fläche an Land wie die Bundesrepublik und ist damit das siebtgrößte Land der Welt. Der Größe entsprechend leben in Indien auch 17-Mal so viele Menschen wie in Deutschland, insgesamt ganze 1,4 Milliarden. In Deutschland leben gerade einmal über 81 Millionen Menschen. Damit wird Indien bevölkerungstechnisch nur noch von China mit 1,5 Milliarden Einwohnern übertroffen. Man geht jedoch davon aus, dass Indiens Bevölkerung die Chinas schon im Jahre 2022 überholen wird. Die Hauptstadt Indiens ist Neu-Delhi.

Religionen in Indien

Die indische Bevölkerung wird trotz verfassungsrechtlicher Religionsfreiheit von dem hinduistischen Kastensystem bestimmt, nach dem die Menschen in verschiedene Klassen unterteilt sind, die nach dem Hinduismus den Wert eines Menschen angeben. Also funktioniert das Kastensystem so ähnlich wie die Ständegesellschaft im Mittelalter, nur als religiöses und gesellschaftliches System und nicht als politisches System. Doch auch in Indien lebende Christen akzeptieren das Kastensystem.

Dennoch bilden Christen in Indien nur eine kleine religiöse Minderheit mit gerade einmal 34 Millionen Gläubigen, also gerade einmal 2,3 Prozent der indischen Bevölkerung. Muslimisch hingegen sind fast 14% der indischen Bevölkerung. Allerdings ist die kleinste in Indien vertretende Religion das Judentum, mit gerade einmal 10.000 Gläubigen, die gerade einmal 0.005% der Bevölkerung ausmachen. In Indien gibt es aber noch viele andere Religionen, wie zum Beispiel den Sikhismus, den Buddhismus, den Jainismus und andere indische Volksreligionen, die aber nicht mehr als jeweils 0,7-2% der Bevölkerung ausmachen.

Indische Unabhängigkeit und spätere Kriege

Nachdem Indien 1947 vom British Empire die Unabhängigkeit erlangte, kam es zu einer großen Spannung zwischen Muslimen und Hindus. Das muslimische Pakistan gründete einen eigenen indischen Staat im muslimischen Westen. Pakistan vertrieb Hindus und Sikhs aus ihrem Staat, wodurch fast eine Million Hindus und Sikhs starben. Die Republik Indien, damals die Indische Union, übernahm die Kontrolle über eine vorwiegend muslimische Grenzprovinz Pakistans, die Provinz Kaschmir. Das führte 1947 zu einem zweijährigen Krieg mit Pakistan. Dieser Krieg war der Beginn des Kaschmir-Konflikts, der 1965 und 1999 zu zwei weiteren Kriegen mit Pakistan führte und noch bis heute anhält.

1971 kommt es zu einem weiteren Krieg mit Pakistan. Diesmal geht es nicht um Kaschmir, sondern um Ostpakistan, heute Bangladesch. Indien unterstützte die Unabhängigkeitsbewegung in Bangladesch, was zu einem Krieg mit Pakistan führte. Bangladesch erlangte nach dem Krieg die Unabhängigkeit von Pakistan. 1962 kam es dann zu einem weiteren Krieg mit China aufgrund von Grenzstreitigkeiten. China gewann zwar, es gab jedoch keine großen territorialen Veränderungen. Es kam in der Vergangenheit aber immer wieder zu terroristischen Akten von muslimischen Terroristen in Indien, bei denen hunderte Menschen starben.

Moderne indische Geschichte

Von 1947 bis 1966 gab es dann eine stabile politische Phase unter Jawaharlal Nehru, die mit der Wahl von Nehrus Tochter Indra Gandhi zur indischen Premierministerin 1966 abrupt endete. Denn nachdem sie 1975 des Wahlbetrugs für schuldig befunden wurde, ignorierte sie die Rücktrittsforderungen und schränkte die Demokratie und Freiheit in Indien stark ein, um an der Macht bleiben zu können. Als Folge dieser Freiheitseinschränkungen verlor sie die Wahlen 1977 jedoch deutlich. 1980 kam sie wieder an die Macht, wurde aber 1984 von ihren sikhistischen Leibwächtern ermordet, da Indra Gandhi gegen die Sikhs nach einem Aufstand blutig vorgegangen war. Ihr Sohn Rajiv Gandhi trat ihre Nachfolge an, wurde wegen eines Bestechungsskandals jedoch 1989 abgewählt und 1991 ermordet.

Narasimha Rao, der neue indische Ministerpräsident, der von 1991 bis 1996 regierte, richtete Indien neu aus. Das bisher sozialistisch ausgerichtete Land wurde von Rao privatisiert. Von 1998 kam eine neue hindu-nationalistische Partei an die Macht, was zu Spannungen mit der muslimischen Bevölkerung führte. 2004 wurde dann Sonia Gandhi zur neuen Premierministerin, die bis 2009 regierte. Sie trat aber 2009 aber aufgrund von oppositionellen Protesten wegen ihrer italienischen Abstammung nicht mehr an. 2009 wurde sie von Manmohan Singh abgelöst, der bis 2014 regierte. Der 2014 gewählte Narendra Modi ist zurzeit amtierender Premierminister.

Ethnische Vielfalt

Indien ist ein Land mit großer ethnischer Vielfalt. Gut erkennbar ist dies an der Menge der Amtssprachen, von denen Indien 22 hat. Die einzigen Sprachen, die in ganz Indien als Amtssprache gelten, sind allerdings nur zwei: Hindi und Englisch. Es gibt neben den 22 Amtssprachen noch über 90 weitere Sprachen, die in Indien gesprochen werden.

72% der indischen Bevölkerung sind Indoarier und 25% Daviden. Es gibt auch noch andere kleinere Ethnien wie die Khmer oder Tibeto-Birmanen. Was die Völker anbelangt, so gibt es in Indien über 600 anerkannte indigene Stämme, die 8,6 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Außen- und Verteidigungspolitik

Indien grenzt an zwei sehr mächtige Länder, Pakistan und China. Das Problem ist, dass Indien mit beiden Ländern extrem feindliche Beziehungen pflegt. China ist die drittgrößte Militärmacht und hat eine sehr starke Wirtschaft. Pakistan zählt zwar „nur“ zu den 20 größten Militärmächten, hat dafür aber einige Nuklearwaffen. Dementsprechend braucht Indien natürlich ein großes Militär, und das hat Indien. Indien ist eine Atommacht mit ca. 150 Atomsprengköpfen und dem viertgrößten Militär der Welt, das aus 1.500.000 Soldaten besteht.

Dennoch hat das indische Militär viele Probleme. Zum Beispiel bereitet die Größe der Armee der indischen Regierung einige Probleme. Indien hat zwar das drittgrößte Militärbudget der Welt, doch allein 30% des Militärbudgets investiert Indien in Militärrenten, die der Größe entsprechend sehr groß sind. Zieht man das von Indiens Militärbudget ab, so ist Indien nur noch auf dem neunten Platz. Außerdem müssen diese 1,5 Millionen Soldaten ja auch noch ausgebildet, bezahlt und ausgerüstet werden. Aufgrund dessen muss Indien 200.000 bis 300.000 Soldaten entlassen. Zum Vergleich, Deutschland hat gerade Mal 180.000 Soldaten.

Zudem ist die Ausrüstung der indischen Armee extrem veraltet. Große Teile des indischen Militärausrüstung stammen noch aus sowjetischer Produktion. Dabei ist die Sowjetunion schon seit 30 Jahren nicht mehr existent. Doch hierfür hat Indien 2012 ein 15-jähriges Modernisierungs- und Restaurierungsprogramm mit den Namen LTIPP (Long-Term Integrated Perspective Plan) gestartet. Dieses soll bis 2027 absolviert sein. Der Plan beinhaltet die Anschaffung von neuen modernen Waffen im Wert von 250.000.000.000 Dollar. Es kam jedoch immer wieder zu Kürzungen und Verzögerungen des Plans. Dennoch gab es militärisch durch den LTIPP bereits einige Fortschritte. Bis 2050 will Indien seine Marine auf 200 Kriegsschiffe und 800 Kampfflugzeuge erweitern, was Indien zu einer der mächtigsten Seestreitkräfte der Welt machen würde. Aktuell besitzt Indien aber gerade Mal 170 Schiffe, 17 U-Boote, einen sowjetischen Flugzeugträger, 200 Marineflugzeuge, 11 Zerstörer, 23 Korvetten, 13 Fregatten, 7 Aufklärungsschiffe, 15 konventionelle U-Boote, ein Atom-U-Boot, ein ballistisches Raketen-U-Boot und noch einige weitere kleinere Schiffe. Dieser Bestand soll um 24 U-Boote (darunter 6 nuklearbetriebene und 6 elektrische hochmoderne luftunabhängige U-Boote), 7 Fregatten, 2 Flugzeugträger, 5 Unterstützungsschiffe erweitert werden.

Das Heer will Indien um 494 T-90 Panzer erweitern. Indiens aktueller Bestand an Panzern beträgt ungefähr 2000 Panzer. Zudem hat Indien seine Artillerie um 145 M777A2 Haubitzen mit großer Reichweite, 100 Panzerhaubitzen aus Südkorea und ATAG Haubitzen, die noch in Entwicklung sind, erweitert. Außerdem besitzt Indien das russische S-400 Flugabwehrsystem, das eines der besten der ganzen Welt ist. Das macht es pakistanischen Lufteinheiten und Raketen sehr schwer, in den indischen Luftraum einzudringen, sogar nahezu unmöglich. Von Israel erwarb Indien 2017 zudem 16 Raketenwerfer, 560 Barak-Raketen und 22 Apache-Hubschrauber. Der Apache Hubschrauber zählt zu den besten Kampfhubschraubern der Welt und ist schwer bewaffnet.

Zusätzlich zu den 22 Apache-Kampfhubschraubern besitzt Indien zudem die viertgrößte Luftwaffe der Welt, die jedoch nicht sonderlich modern ist. Indien besitzt 1127 Kampfflugzeuge, darunter 86 Spezialflugzeuge und 7 Tankflugzeuge, 232 Transportflugzeuge und 652 Hubschrauber. Dieser Bestand soll noch um 400 weitere Flugzeuge erweitert werden. Für 9 Milliarden will die indische Regierung sogar noch weitere 36 Spezialkampfflugzeuge erwerben. Indien ist zudem im Besitz von ca. 150 Nuklearsprengköpfen.

Doch trotz seines großen Militärs, das sich immer weiter verbessert, ist Indien noch weit davon entfernt, ein effizientes Militär zu besitzen oder einen Anspruch als Regionalmacht zu erheben.

Jan Gröber