Das Totenfest in Mexico

14.02.2022

Ich sehe eine gigantische Skelettattrappe, die einen schwarzen Hut mit einer roten Blume trägt, im Mund eine große Zigarre. Ein bisschen weiter entfernt erblicke ich einen Mann, der in dunkle Tücher gewickelt ist und auf einer Schaukel steht. Ich kann Menschen sehen, in schwarz oder weiß gehaltenen Kostümen, ihre Gesichter durch Masken bedeckt oder als Totenköpfe geschminkt, Blumen im Haar oder auf den Hüten. Sie tanzen und lachen. Überall Blumen, überall Totenköpfe. Tod und Leben, das ist das, was ich sehe.

Doch wo befindet sich dieser Ort? Dem ein oder anderen mag vielleicht eine Geisterbahn in die Gedanken gekommen sein. Dort kann man diese Sachen natürlich auch finden, aber ich rede von dem Totenfest in Mexico, auch „Día de Muertos“ genannt. Es ist einer der wichtigsten Feiertage in Mexico, der den Verstobenen geweiht ist. Doch es wird nicht um die Verstorbenen getrauert, ganz im Gegenteil, das Totenfest ist ein buntes und fröhliches Treiben mit teilweise skurrilen Bräuchen. Gefeiert wird vom 31. Oktober bis zum 2. November.

Die Vorbereitungen starten schon Mitte Oktober. Familien schmücken ihre Häuser, Straßen und Friedhofsgräber mit Blumen, vor den Häusern werden Totenaltäre errichtet und sie backen das traditionelle Brot.

Der Ursprung dieser Tradition liegt in der Zeit vor der Eroberung Mexikos durch die Spanier. Laut den Ureinwohnern kehren die Seelen der Verstorbenen an Allerheiligen zurück und besuchen ihre Familien. Sie sahen das Betrauern der Toten als respektlos an, da die Toten immer noch als Mitglied in der Gemeinde galten und in Erinnerungen und im Geiste am Leben gehalten wurden.

Durch die Altäre wurden die Toten verehrt, indem die Menschen Essen an die Altäre legen und ihn schmücken, zum Beispiel mit „Papel Picado“ oder übersetzt „durchlöchertes Papier“. Dafür legen Künstler Blätter übereinander und schlagen dann mit dem Hammer und Meißel Löcher hinein. Dieses durchlöcherte Papier soll die Zerbrechlichkeit des Lebens symbolisieren.

Der mexikanische Brauch wurde 2008 von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die Feierlichkeiten in ihrer traditionellen Form gelten als bedroht, da sie nach und nach von dem eher kommerziellen Halloween aus Nordamerika übernommen werden.

Yara Unsöld