Politik, Schulen und Corona

25.01.2022

Bald zwei Jahre stellt das Corona-Virus nun unsere Welt auf den Kopf. Davon haben wir, die Schüler, einen langen Zeitraum zu Hause verbracht. Warum? Weil die Politik das so entschied. Sie ist für das Managen des Landes zuständig und musste Maßnahmen gegen das Corona-Virus ergreifen, die natürlich nicht allen Spaß machen müssen. Trotzdem kann man sich die Frage stellen, wie gut die Politik während der Pandemie mit den Schulen umgegangen ist.

Dabei kommt man zum Schluss, dass die Politik in den letzten zwei Jahren in Bezug auf die Schulen einen schlechten Job gemacht hat. Das kann man nicht nur aus dem Bauch heraus behaupten, sondern auch, wenn man sich überlegt, wie sich die Bundesregierung und Landesregierungen in den letzten zwei Jahren verhalten haben, begründen. Aber warum genau hat die Politik schlecht gehandelt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Erste zieht sich schon viele Jahre lang durch die deutsche Politik: Die Digitalisierungspolitik. Was hat nochmal ganz am Anfang der Pandemie im ersten Lockdown vor allem gefehlt? Genau! Angemessene Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern. „Am Anfang war das Chaos“, steht ja schon in der Bibel und war für unsere Situation im März 2020 auf jeden Fall richtig. Zuerst über E-Mail, dann über edmodo und schließlich über Moodle liefen die Nachrichten zwischen Lehrern und Schülern – wenn überhaupt. Dass man in den ersten Tagen in dieser Hinsicht noch planlos war, ist nicht der kritisierte Punkt, sondern dass die Politiker es über Jahre hinweg versäumten, die Schulen angemessen zu digitalisieren. Das hätte das Chaos nicht in solch einem Ausmaß zugelassen, wie es der Fall war. Zur Digitalisierung gehört nämlich nicht nur, dass die entsprechenden Geräte angeschafft werden. Das wäre für die vielen Schüler in Deutschland gut gewesen, die keine Geräte fürs Homeschooling besaßen. Zur ihr gehört zusätzlich, dass Lehrkräfte und bedürftige Schüler geschult werden, mit den neuen Medien umzugehen. Denn man kann Lehrern nicht vorwerfen, sich schlecht im Umgang mit digitalen Techniken zu schlagen, wenn sie diese im Beruf nicht brauchen. Wenn solche Schulungen stattgefunden hätten und zusätzlich noch die Ausstattung dagewesen wäre, hätte man die Lockdowns besser überstanden.

Dies ist schon das Stichwort für den zweiten Grund: Der unglaublich lange Lockdown im Jahr 2021. Im Gegensatz dazu war der Lockdown 2020 Kurzurlaub. Und schon damals hat man über die negativen Folgen für die Schulen gesprochen: Was das mit dem Lernstand und der Motivation macht und dass viele mit dem Stoff nicht mitkommen. Wie viel schlimmer muss dann der fast sechsmonatige Lockdown gewesen sein? Für die Abschlussklassen war es doch bestimmt der Horror, über ein halbes Jahr lang zu wissen, dass jedes Detail im Unterrichtsstoff, das sie aufgrund des Homeschoolings schlechter oder gar nicht verstanden, ihren Abi-Schnitt runterziehen könnte, und das, was viele von uns noch viel mehr genervt haben dürfte, war nicht, dass man viel Schulstoff verpasste, sondern dass man sich nicht normal mit Freunden treffen konnte. Normalerweise würden viele Kinder und Jugendliche Zeit mit Freunden verbringen, Spaß haben und ihr Leben genießen, aber im Lockdown war das meistens verboten. Zusätzlich ist es vom Anteil an der Lebenszeit für uns etwas anderes, zwei Jahre unter Corona-Bedingungen zu leben als für ältere Personen. Zwei Jahre sind für einen 15-Jährigen ungefähr 13% der Lebenszeit, für einen 65-Jährigen ungefähr 3%. Natürlich macht es älteren Menschen nicht mehr Spaß als uns, im Lockdown zu leben. Aber trotzdem sind zwei Jahre relativ gesehen für uns länger und von diesen zwei Jahren haben wir eine lange Zeit zu Hause verbracht, ein halbes Jahr allein während des Lockdowns 2021. Das hätte man sich vor der Corona-Krise nicht vorstellen können. Aber die Politik ließ es zu, durch zu spätes Handeln im Herbst 2020, durch Schlafen und Versäumnisse, durch zu wirkungslose Maßnahmen. Obwohl 2021 schon das zweite Pandemie-Jahr war, hat man es trotzdem nicht geschafft, die Erfahrungen von 2020 zu nutzen, um eine riesige Welle und damit einen riesigen Lockdown zu verhindern. Es ist schließlich auch nichts Neues, dass wir, die Schüler, ganz klar zu den Verlierern dieser Pandemie gehören. Man bekam sogar den Eindruck, als würde sich die Politik nicht immer so brennend für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen interessieren.

Und das ist der nächste große Grund, der den schlechten Job der Politik kennzeichnet: Bestimmt hatten viele Schüler den Eindruck, dass sich die Politik nicht wirklich für sie interessiert. Übrigens nicht nur während der Corona-Krise, aber eben gerade auch in diesen zwei Jahren. Natürlich sind die Schüler längst nicht die einzigen, die Corona getroffen hat, aber man bekam trotzdem den Eindruck, dass es der Politik ein Stück weit egal ist, was an den Schulen passiert. Deswegen mal ehrlich: In Deutschland wird doch Politik für Alte gemacht. Und das, obwohl eine Bundeskanzlerin oder ein Bundeskanzler für alle Bürger regieren sollte, nicht nur für die Wahlberechtigten. Was kam denn von der Politik für uns? Nehmen wir unsere Schule als Beispiel: Außer dem Hybridunterricht-Konzept bekamen wir zum Beispiel Moodle. Eine Plattform, die umständlich ist, im Lockdown häufiger ausfiel und dazu noch leicht zu hacken ist. Und sonst? Kälte wegen offenen Fenster. Was hätte die Politik besser machen können? Auch wenn es sicherlich einigen gefiel, lange zu Hause zu sein und relativ entspannten Unterricht zu haben, war es für andere wahrscheinlich stressig, zu wissen, dass der Stoff, den man durch den Fernunterricht verpasste, nicht auf magische Weise aus den Abschlussprüfungen verschwinden würde. Wenn zum Beispiel Anbieter von Ausbildungsplätzen sehen, dass ein Bewerber seinen Abschluss 2020 oder 2021 gemacht hat, bedeutet das vielleicht schlechtere Chancen für ihn. Deshalb hätte die Politik nach Möglichkeiten suchen können, Unterricht zu ermöglichen. Man hätte zum Beispiel Messezentren oder andere große Veranstaltungsräume, die aufgrund von Corona sowieso nicht benutzt wurden, der Bildung zur Verfügung stellen können. Mit großen Räumen wäre das Platz-Problem der Schulen vom Tisch gewesen. Man kann also zusammenfassen, dass die Politik viele Möglichkeiten, um die Krise für die Schüler angenehmer zu gestalten, ausgelassen hat. Doch vielleicht wird sich das in Zukunft mit der neuen Regierung ändern.

Insgesamt kann man der Politik also eine schlechte Note in Bezug auf Corona und Schulen geben. Auch wenn natürlich nicht alles mangelhaft war, fehlt doch noch einiges zur Zufriedenstellung. Ohne weitere Digitalisierung, ohne besseres Corona-Management und ohne größere Repräsentation von Schüler-Interessen in der Politik wird sich dahingehend auch nichts ändern. Aber: Wir haben inzwischen eine neue Regierung! Eine Regierung, die gerade bei den Themen Bildungspolitik und Digitalisierung Progression verspricht. Hoffen wir also auf eine schülerfreundlichere Politik in den nächsten Jahren!

Leonard Strohwald