Kulturstarterworkshop in Stuttgart

16.11.2021

Wir schreiben den 12.Oktober 2021 nach Christus. Das ganze Albert-Einstein-Gymnasium sitzt im Klassenzimmer und lernt. Das ganze Albert-Einstein-Gymnasium? Nein, eine kleine Gruppe von drei Schülerinnen macht sich währenddessen auf ins ferne Stuttgart, um dort zu Kulturstartern ausgebildet zu werden.

Aber was sind denn Kulturstarter genau? Das Kulturstarterprogramm ist ein viertägiger Workshop, der von der LKJ, der „Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung“ organisiert wird. Innerhalb der ersten drei Tage lernen die interessierten Schüler verschiedene Ausführungen von Kultur kennen und fangen an, ein eigenes Projekt zu entwickeln, das sie bis zum vierten Workshoptag einige Monate später an ihren Schulen umsetzen sollen.

Unsere Schule nahm dieses Jahr erstmals am Kulturstarterprojekt teil und schnell hatten sich willige Teilnehmer gefunden. Einige von ihnen entschieden sich dazu, einen Online-Kurs zu machen, der im Dezember stattfinden wird, drei Schülerinnen entschieden sich aber dafür, für drei Tage nach Stuttgart zu fahren und den Workshop dort in Präsenz zu erleben. Diese drei waren Johanna Hegele, Laura Heintz und ich, Katharina Steffel.

Der Weg zur Jugendherberge in Stuttgart war erstmal eine halbe Odyssee und die begann schon in Ulm. Es ist nämlich wirklich gar nicht so leicht, vom Ehinger Tor zu Fuß zum Hauptbahnhof zu kommen, v.a. da sich die Gehwege ja alle zwei Wochen ändern. Nachdem wir das aber geschafft hatten, uns am Stuttgarter Bahnhof ebenfalls durch zahlreiche Baustellen geschlängelt hatten (die Stuttgarter sind in dieser Hinsicht wirklich in keiner Weise besser) und mit der S-Bahn gefahren waren, kamen wir endlich in der Jugendherberge Neckarpark an.

Hier trafen wir direkt viele andere Schüler aus anderen Schulen, insgesamt waren wir über 35 Personen! Die meisten stammten aus Schulen in und rund um Stuttgart, es gab aber auch einige Schüler, die von einer Schule am Bodensee angereist waren. Nach einer Vorstellungsrunde, bei der sich unter anderem herausstellte, dass fast alle Schüler im Raum mindestens ein Instrument spielten und nur eine Person gerne Fußball schaute, sollten wir unser Zeichentalent unter Beweise stellen, denn wir mussten eine andere Person aus der Gruppe innerhalb von 10 Minuten zeichnen. Bei den meisten endete dies in einem großen Desaster, aber es war auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, die anderen Teilnehmer besser kennenzulernen.

Das erste große Highlight gab es gleich am Dienstagnachmittag, an dem wir einen Theaterworkshop im JES, dem Jungen Ensemble Stuttgart, besuchten. Der Workshop stand ganz unter dem Motto „Improvisation“. Nach einer Aufwärmphase teilten wir uns in verschiedene Gruppen auf, die jeweils verschiedene Improvisationsspiele spielten. In unserer Gruppe stellten wir uns ein Klassenzimmersetting vor, in dem wir dann verschiedene Listen erstellen mussten, wie z.B.: „Katharina, erkläre in 5 Schritten, wie man ein Streber wird“ oder „Johanna, die Top 3 Gründe, warum Laura kein guter Klassensprecher ist.“ Dabei sollten wir immer versuchen, uns selbst und unsere „Mitschüler“ so gut wie möglich einzubinden. Mithilfe dieser Vorlagen spannen wir dann eine Geschichte rund um die fiktive Klasse und bekamen uns auch ziemlich darüber in die Haare, wer denn jetzt eigentlich die Hübscheste in der Klasse war – Laura, ich oder doch Dilara, von der Johanna ja so ein Riesenfan ist? Und warum ist Mia, die Labertasche, eigentlich so verdammt beliebt?

Die Leute aus der anderen Gruppe spielten ein sogenanntes „Klopfgespräch“, bei dem man in einer Gruppe Dialoge sprach, die die anderen immer durch Klopfen unterbrechen und selbst fortführen konnten. Hier entstanden auch sehr lustige Situationen, weil manche Teilnehmer in ihren Rollen total aufgingen („Warte, auf welche Anna stehst du jetzt? Auf die aus unserer oder die aus der Parallelklasse?“ oder „Giulia, warum hast du mir nach zwei Stunden immer noch nicht auf meine Nachricht geantwortet?“). Wir drei hatten dabei sowohl beim Spielen als auch beim Zuschauen eine Menge Spaß und würden diesen Besuch im Theater vermutlich als besten Teil der drei Tage bezeichnen.

Den Mittwoch verbrachten wir im Stuttgarter „Werkstatthaus“, einem alten, villenähnlichen Gebäude, wo wir uns selber einen Workshop aussuchen durften. Insgesamt gab es vier Wahlmöglichkeiten: Malerei + Siebdruck, Holzschnitt, kreatives Schreiben und Podcast. Laura und Johanna besuchten den Podcast-Workshop und nahmen die erste Folge eines eigenen Podcasts auf: In der Pilotepisode von „Phänomen(ale) Schule: Einstein packt aus“ ging es um das Phänomen SMV, wofür die beiden auch Personen auf der Straße befragten. Hier die besten Vorschläge, was SMV bedeuten könnte: „Sommerschlussverkauf“ und „Stuttgart, Medien, irgendwas mit Technik“. Ich war währenddessen im Workshop für kreatives Schreiben, wo wir uns mit verschiedenen Arten von Plots auseinandersetzten und dann auch versuchten, mithilfe von Brainstorming-Fragen eine eigene Geschichte zu schreiben. Meine ist leider bis heute nicht fertig, aber ich habe auf jeden Fall einige Tipps mitgenommen, die ich in Zukunft bestimmt gut gebrauchen kann.

Der Donnerstag stand ganz unter dem Motto, ein eigenes Projekt zu planen, das wir dann später an unserer Schule umsetzen sollten. Da uns der Theaterworkshop am Dienstag so gut gefallen hatte, haben wir drei uns dazu entschieden, einen Improvisationsabend, genannt „die Impronight“, zu veranstalten, bei der wir unter einem bestimmten Motto verschiedene Improvisationsspiele spielen wollen. Mehr Infos dazu folgen bald! Andere Schulen hatten z.B. die Idee eines Comicwettbewerbs, eines Schulvorstellungsvideos oder eines eigenen Podcasts.

Und das war dann tatsächlich schon das Ende der drei Tage und wir fuhren zurück nach Ulm. Wir können nur sagen, dass uns dieser Kurs sehr viel Spaß gemacht hat und wir drei über die kurze Zeit auch als Team stark zusammengewachsen sind. Durch Johanna und Laura habe ich zusätzlich zu dem Input über Kultur auch noch ein neues Kartenspiel, die ideale Gasgleichung und tolle Eselsbrücken gelernt, eine lange Liste an Podcastempfehlungen bekommen und viel gelacht. Ein großes Dankeschön an euch!

Außerdem danken wollen wir

Herrn Kamp, der alles von unserer Schule aus organisiert hat.

unseren Mentoren Maren und Jan und ihren Helfern, Madeleine, Laura und Hendrik, die das Ganze erst möglich gemacht haben und uns durch die Tage geleitet haben.

allen anderen Kursteilnehmern für die tollen Gespräche und die tollen Werwolfrunden.

Insgesamt können wir den Workshop nur weiterempfehlen und wünschen den Online-teilnehmern ebenfalls ganz viel Spaß!

Katharina Steffel